„Arbeiten 4.0“ mit althergebrachten Ansätzen „lehren“? DEX und LearningStone auf den PTT2019

Arbeit 4.0 = Lernen 4.o?

In unserem Vortrag zu Lernen 4.0 auf den Petersberger Trainertagen 2019 „Wenn ich wirklich etwas verändern möchte…“ haben wir die These aufgestellt, dass die meisten Entwicklungsprogramme heute nicht die richtigen Voraussetzungen für verändertes Verhalten schaffen. Damit erfüllen sie auch nicht ihren eigentlichen Zweck.

Wir fordern neue Verhaltensweisen von den Teilnehmenden – und ändern unseren eigenen Ansatz nicht?

Dies gilt insbesondere für Entwicklungsprogramme, die auf die „Arbeitswelt 4.0“ vorbereiten sollen – dafür braucht es nämlich zunächst bestimmte Voraussetzungen. Und zwar dieselben, die auch in der „Arbeitswelt 4.0“ gefordert werden:

  1. Die Mitgestaltung des Arbeitsumfeldes und seiner Prozesse. Für Trainings heißt das die gemeinsame Gestaltung von Lernprozessen und Lehrmethoden
  2. Die aktive Entwicklung von Lernagilität als grundlegende Kompetenz der Zukunft

Trainer und Beraterinnen auf der einen, Kunden und Teilnehmende auf der anderen Seite, müssen dazu ihre Rollen neu definieren. Gemeinsam gestalten sie dann einen Entwicklungsprozess,

  • der die Umsetzung nicht nur möglich macht, sondern sie ausdrücklich wünscht und fördert.
  • mit Programmelementen und -sequenzen, welche auf selbstverantwortliches Lernen mit verschiedenen Tools, Ressourcen und Ansätzen setzen

Neue Denkweisen und Einstellungen sind vonnöten – Vorsicht: mitgestaltende Teilnehmende!

Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen oft auch andere Stakeholder, wie z. B. die Führungskräfte der Teilnehmenden oder weitere zusammenarbeitende Kollegen, miteinbezogen werden. Die Umsetzung muss Teil der Erwartungen an die Mitarbeitenden sein und von ihren Führungskräften ausdrücklich eingefordert und unterstützt werden.

Ein Programm, das Lernagilität als eine grundlegende und transferierbare Zukunftskompetenz fördern soll, muss Raum bieten für die eigene und gemeinsame Gestaltung des Lernprozesses sowie Zeit für Reflexion und Experimente mit dem Erlernten. Soziales Lernen, also gemeinsam mit anderen in Praxisgruppen, am Arbeitsplatz oder in Reflexionen, ist dabei ein wesentlicher Baustein. Denn auch das Arbeiten und Lernen von und mit anderen ist Teil von Lernagilität und Grundvoraussetzung vieler Jobs der Zukunft.

Wozu? Ohne das Erleben der Bedeutung für einen selbst, verändert keiner sein Verhalten!

Zu häufig werden heute Entwicklungsprogramme noch separat von der Arbeitswelt gesehen: Die Entwicklungsziele werden losgelöst vom eigentlichen Zweck des Programmes verfolgt. Regelmäßig wird der Zweck erst gar nicht wirklich geklärt!

Oft heißt es dann z. B., wir brauchen mehr Offenheit, Kollaboration und Kreativität. Eigentlich geht es dem Kunden aber darum, die Innovationsrate um X% zu steigern. Dazu sollen Ideen gemeinsam entwickelt und schnell experimentiert werden, um Fehler frühzeitig zu entdecken. Wie die Entwicklungsziele des Programms dann konkret zur Steigerung der Innovationsrate beitragen sollen, ist oft unklar – und zwar den Auftraggebern und folglich auch den Teilnehmenden!

Auch werden keine Mechanismen für die erfolgreiche Anwendung oder Messung der konkreten Auswirkungen am Arbeitsplatz  geschaffen. Lernen findet also nicht dort statt, wo es Bedeutung hat: im Arbeitsfluss, in Beziehung mit den Kollegen und Kolleginnen. Wenn ich nicht merke, dass es mir hilft, wozu soll ich dann etwas verändern?

Blended Learning – des Kaisers neue Kleider 4.0!

Teilnehmende haben in der Regel immer noch so gut wie gar keine Einflussmöglichkeiten auf Programmablauf und Lernelemente. Das hat mit Lernagilität nichts zu tun, sondern perpetuiert nur althergebrachte Lehransätze – wenn auch oft durch Nutzung digitaler Tools verschönt, was den Anschein eines modernen „Outfits“ geben soll.

Im Kern bleibt aber der traditionelle didaktische Ansatz bestehen – nämlich, dass Lernende primär Konsumenten sind, die motiviert, unterhalten und angeleitet werden müssen.

Ein für die Zukunft wirklich befähigendes Entwicklungsprogramm bedeutet also

  • Machtverlust für Trainerinnen
  • eine schwierigere Rolle für Berater
  • und viel mehr Engagement sowie ein weiter gefasstes Verständnis als Stakeholder im Lernprozess für die Auftraggeber

Da ist es doch einfacher, mit den Massen zu staunen, wie herrlich die neuen Kleider des Kaisers doch sind…

Wenn Sie Fragen oder Interesse haben, wenden Sie sich einfach an uns: management@dextraining.de, München: 089 388 99 749, Köln 0221 169 18467